„Komm jetzt!“, rief Kevin Freiberger Bichler zu, als dieser den Rasenplatz auf der Anlage an der Bäuminghausstraße verlassen hatte. Die beiden Neuen waren gemeinsam vom Stadion Essen zum Spiel gefahren und liefen beim 0:0 im Test gegen Fortuna Köln erstmals für ihren neuen Klub auf. Freiberger drängte ein wenig auf Eile. Dennoch nahm sich der Neuzugang vom SV Elversberg für die Fans Zeit für ein Selfie.
Erkannt wurde Bichler vorher noch nicht, seit er in Essen wohnt. „Noch hat mich keiner angesprochen, aber wer es machen will, dafür bin ich offen. Aber man muss es auch nicht“, sagt der Bayer grinsend. Der 26-Jährige, der in Großhelfendorf nahe München aufgewachsen ist, hat in seiner Karriere bereits ein paar Stationen hinter sich. So lief Bichler bisher für Greuther Fürth II, die SpVgg Unterhaching, Rot-Weiß Erfurt und zuletzt eben Elversberg auf.
Ich würde in so einer großen Stadt nur nicht unbedingt die ganze Nacht unsere Tür auflassen, wie im bayrischen Dorf
Florian Bichler
So richtig in der Stadt zu wohnen, wie er es in Essen nun macht, ist für ihn neu. „Ich bin eigentlich so ein richtiges Landei“, sagt er und fügt an: „Ich habe mir von der Stadt selbst ein Bild gemacht und ich finde es schön. Ich war mit meinem Hund auch schon am Baldeneysee spazieren. Essen hat viele schöne, grüne Flecken.“ Auch wenn er augenzwinkernd festhält: „Ich würde in so einer großen Stadt nur nicht unbedingt die ganze Nacht unsere Tür auflassen, wie im bayrischen Dorf.“ Gewöhnen muss er sich nur noch an die Ruhrgebietsmentalität: „Ich bin ein sehr offener Mensch und hier sind auch alle offen. Der große Unterschied ist aber, dass die Leute noch direkter sind. Ich werde noch lernen müssen, es nicht böse zu nehmen, wenn mal ein Spruch kommt.“
Den Wechsel an die Hafenstraße scheint Bichler nach seiner ersten Woche auf jeden Fall nicht zu bereuen. Schließlich gab es neben Verein, Ambitionen und Fans auch noch einen weiteren schwerwiegenden Grund nach Essen zu: Trainer Karsten Neitzel. Der Fußballlehrer und Bichler hatten in Elversberg bereits miteinander gearbeitet. „Er war für mich ein Grund hierher zu kommen“, erklärt er und fügt an: „Ich weiß aber, dass ich genauso arbeiten muss, wie alle anderen auch.“
Wenn ihm das gelingt, dann dürfte er sich auch bald auf einige Gespräche in der Essener Innenstadt freuen.